Sonntag, 10. Januar 2016

Porträt über das Wesen eines Schauspielers

Beeindruckend, wie Truman Capote es schaffte, Marlon Brandos Persönlichkeit hinter der Kamera zu umkreisen. Beim Lesen dämmert es einem, dass es keine Nähe zu einem Menschen geben konnte, der sie nicht zuliess. Ein enttäuschtes Kind, das die anderen lieber aus der Distanz beherrschte, als sich von ihnen beherrschen zu lassen.
Der Teufel steckt im Detail, wie in der Geschenkschachtel, die ohne Absender in Brandos Hotelzimmer in Kioto auftaucht. Er weiss nicht woher die Geschenke kommen, interessiert sich auch gar nicht mehr dafür, kann es aber nicht lassen, daran zu naschen und muss sie später halb angefressen zurückgeben lassen, weil sie doch nicht für ihn bestimmt waren.
In diesem kleinen, kostbaren Buch bringt der Schriftsteller die Natur der Stars, aus einer vergangenen Zeit, ans Licht - in der Einsamkeit eines Hotelzimmers in Kioto oder einer Bar in New York. Dabei entdeckt er ihre Persönlichkeit, ohne sie zu entblössen. Ariela Sarbacher
Marilyn & Co. Truman Capote, www.keinundaber.ch

Samstag, 9. Januar 2016

Nach dem Film

In der Kronenhallen Bar. Zwei laute Gören, Mitte zwanzig, in Begleitung eines vielleicht zwanzig Jahre älteren Mannes. Sie schimpfen über Leonardo DiCaprio: "Soll ich dir eine Kurzfassung des Filmes "The Revenant" wiedergeben? DiCaprio keucht zwei Stunden lang dem Oscar entgegen!" Warum schimpft diese junge Frau so laut über diesen phantastischen Schauspieler? Über einen Film, den sie nicht gesehen hat? Was kränkt sie an seinem Erfolg? Und warum muss DiCaprio so lange auf einen Oscar warten? Weil er ihn vielleicht gar nicht braucht? Die andere Frau und der Mann gehen vor die Tür, um eine zu rauchen. Die laute Frau sitzt plötzlich stumm am Tisch und schaut böse. Ariela Sarbacher

Mehr als ein Kinoerlebnis

 The Revenant hat mich sehr an "Dersu Uzala" von Akira Kurosawa erinnert, den ich vor ca.40 Jahren gesehen hatte. Das damalige Kinoerlebnis muss sich mir tief eingeprägt haben, denn gestern kam es beim Schauen von "The Revenant" mit aller Wucht zu mir zurück. Ariela Sarbacher

Sonntag, 15. November 2015

An der Bahnhofstrasse

Die Tram fährt am Café Sprüngli vorbei. << Wie Hühner hocken die auf der Stange >> , sagt ein alter Mann zu seiner Frau. << Und bezahlen zehn Franken dafür, dass sie da sitzen dürfen. >> Ariela Sarbacher

Sonntag, 8. November 2015

An der Bahnhofstrasse

Eine junge Frau sitzt hinter mir in der Tram. << Überleg doch mal, dass eine Putzfrau überhaupt auf die Idee kommt sich bei meiner Chefin über mich zu beschweren, ist ja wohl das Allerletzte! >> Pause. << Ich meine, sorry, da kann sie sich gerne mit mir anlegen! >> Pause. << Ich war halt nicht so nett zu ihr, wie die anderen im Team. Aber was glaubt die denn? Dass ich meine Kunden einfach warten lasse, weil sie noch nicht fertig aufgeräumt hat?! Also sorry, nee! Meine Chefin weiss auch, dass die schwierig ist und sich überhaupt nichts gefallen lassen will - eine Putzfrau! Ariela Sarbacher